, Rüdiger Schlünzen

Gedanken zum einheitlichen Wiedereinstieg in den Sportbetrieb

„Endlich!“ riefen die einen, „unmöglich“ protestierten die anderen – der Anlass war damals* zwar ein anderer, aber auch heute variieren die Bewertungen des Vorgehens zur Rückkehr in die „Normalität“ in dieser Bandbreite.

Das Präsidium des LandesSportBundes (LSB) Niedersachsen spricht sich für einen bundesweit einheitlichen Wiedereinstieg in den Sportbetrieb nach verbindlichen Standards ab dem 6. Mai aus. „Die Mitgliedsvereine des LSB mit ihren vielfältigen Sportangeboten brauchen und erwarten klare, verbindliche sportartspezifische Übergangs-Regeln für die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs und wenn möglich eines begrenzten Wettkampfbetriebs als klare Leitfäden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Gremiums nach der 37. Sitzung des Gremiums am 24. April 2020.

Der zu beobachtende Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen und Handhabungen leider auch in Niedersachsen, könne Vereinsmitgliedern und Sporttreibenden nicht dauerhaft vermittelt werden und sei nicht hilfreich, um das Infektionsgeschehen weiter erfolgreich unter Kontrolle zu halten. Der LSB teile die Auffassung der Niedersächsischen Landesregierung, dass sich Niedersachsen am Anfang eines neuen Kapitels des gemeinsamen Kampfes gegen die Corona-Pandemie befinde, aber leider noch nicht an seinem Ende. „Der LSB weiß um die Bedeutung des vereinsbasierten Sporttreibens als wichtigem Ausgleichsfaktor, um mit den Folgen der Corona-Krise umgehen zu können. Trotzdem rufen wir Sportvereine, Landesfachverbände und Sportbünde als unsere Gliederungen zur Geschlossenheit auf.“ Einzelaktivitäten könnten die Glaubwürdigkeit der Sportorganisation gefährden. „Viel wichtiger ist es, gemeinsam solidarisch auch mit den Landesfachverbänden zu sein, die voraussichtlich nicht sofort wieder ihren Sportbetrieb aufnehmen können.“

Der Vorstand und das Präsidium des LRVN steht zu den Aussagen des LSB. Nur wenn die Einhaltung der vereinbarten Rahmenbedingungen gewährleistet ist, dann – und nur dann – wird man in die Situation kommen, entscheiden zu können, ob es am jeweiligen Ort wieder gerudert werden kann. Bei der angesprochenen Solidarität geht es darüber hinaus auch um die Solidarität innerhalb der Rudererfamilie. Es ist gut, dass unsere KadersportlerInnen aufgrund einer Ausnahmeregelung schon im Einer auf dem Wasser trainieren können. Aber wir dürfen dabei auch die Breitensportler nicht vergessen, die im vergangenen Jahr gerade die zahlreichen Ruderkurse absolviert haben. Wie motivieren wir diese Gruppe, die vielleicht noch keine Steuermannsausbildung hat und gar nicht allein im Einer unterwegs sein darf? Mal abgesehen davon, dass wir ja die Gemeinschaft im Boot und im Verein als Besonderheit der Rudererfamilie herausstellen.

Nach einer ersten Stufe der Wiederaufnahme und auch zur Überbrückung bis zur Öffnung für die nächste Gruppe / Bootsklasse sollten wir überlegen, welche Aktivitäten die Ruderer in Kontakt zum Verein hält. Für die leistungsambitionierten Sportler bieten unsere Landestrainer über eine WhatsApp-Gruppe jede Woche neue Trainingspläne. Für unsere Breitensport-orientierten Ruder müssen wir über die Vereine eine Motivation und auch Erfolgskontrolle organisieren. Ein Beispiel vom 1. FRC Hannover: Dort wurde ein Staffellauf laufend, walkend, gehend oder Fahrrad fahrend von Haustür zu Haustür der Mitglieder organisiert – so trifft sich der Verein in 2-er Gruppen bei der virtuellen Stabübergabe und ist gedanklich miteinander verbunden.

Solche Ideen sind gefragt, denn auch bei „Outdoor“-Sport werden wir nicht schnell zur „Normalität“ zurückkehren. Auf keinen Fall dürfen wir eine vorschnelle Rückkehr zum „alten“ Rudererleben fordern oder erwarten. Lasst uns die neuen Möglichkeiten ausbauen und bewahren, sie können den Vereinstrott zwischen Anrudern, Wanderfahrten und Abrudern neu beleben.

Bleibt kreativ, geduldig und gesund!

Mit rudersportlichen Grüßen

Rüdiger Schlünzen

*) Damals wurde Martin Luthers Forderung laut, künftig alle Gottesdienste auf Deutsch zu feiern. Manche Landesfürsten verboten das, andere förderten es. – Quelle: Nordkirche.